Pädagogik der Pflege

Die Zeit für die Körperpflege und die körperlichen Bedürfnisse eines jeden Kindes hat in der Krabbelkiste einen sehr hohen Stellenwert und ist enorm wichtig. Hier sind wir mit dem Kind alleine und können gezielt auf es eingehen, sie hat also beziehungsfördernden Charakter. Sie ist geprägt von wechselseitiger, respektvoller Interaktion zwischen Kind und ErzieherIn. Das Kind steht in dieser Zeit uneingeschränkt im Mittelpunkt.
Wir richten unsere pädagogischen Grundsätze hierbei nach Emmi Pikler, einer ungarischen Kinderärtzin, die im 20. Jahrhundert neue Wege in der Kleinkindpädagogik ging, aus.
Emmi Pikler sieht in der Säuglingspflege bereits Erziehung. Den größten Teil seiner sozialen Erfahrungen macht ein Baby, während es gefüttert, gebadet, gewickelt sowie an- und ausgezogen wird.
Deswegen ist der liebe- und respektvolle Umgang mit dem Baby von größter Wichtigkeit.

Die vier Prinzipien der Pikler-Pädagogik:

  • Respekt vor der Eigeninitiative des Kindes und die Unterstützung seiner selbstständigen Tätigkeit
  • Unterstützung einer stabilen persönlichen Beziehung des Kindes zu relativ wenigen, aber vertrauten Bezugspersonen
  • Bestreben, dass sich jedes Kind angenommen und anerkannt fühlt
  • Förderung des optimalen körperlichen Wohlbefindens und der Gesundheit des Kindes

Um das zu erreichen, sind nach der Pikler-Pädagogik insbesondere drei Aspekte wichtig:

  • Pflege, die als behutsame körperliche Versorgung und als Kommunikation mit dem Kind geschieht und immer darauf achtet, dass das Kind nach eigenem Wunsch beteiligt wird,
  • Bewegungsentwicklung, die das Kind aus eigenem Antrieb und nach eigenem Rhythmus macht, ohne die lenkenden und beschleunigenden Eingriffe des Erwachsenen
  • Spiel, das frei und ungestört in einer geschützten, altersgemäß ausgestatteten Umgebung stattfindet

So gestalten wir unsere Pflegezeiten:

  • Wir geben dem Kind Raum und Zeit, um auf die Interaktion mit dem Erzieher zu reagieren.
  • Wir berühren es behutsam.
  • Berührungen und Körperkontakt sind ein Teil der Kommunikation.
  • Wir nehmen uns Zeit, haben Augenkontakt und konzentrieren uns auf das Kind.
  • Wir beziehen das Kind mit in die Pflege ein.
  • Wir begleiten jede Handlung sprachlich und kommunizieren mit dem Kind.
  • Wir kündigen sprachlich den nächsten Schritt an, so hat das Kind die Möglichkeit zur Kooperation und Mitbestimmung.
  • Wir nehmen Rücksicht auf individuelle Bedürfnisse.
  • Wir respektieren das Kind mit seinen Befindlichkeiten.
  • Wir wickeln regelmäßig und verlässlich, das Kind kann sich am Tagesablauf orientieren, wann Pflegezeit ist.
  • Wir haben eine angenehme Atmosphäre im Bad und einen ansprechenden Wickelbereich.
  • Wir achten auf eine ausgeglichene Raumtemperatur.
  • Wir gehen mit den Kindern regelmäßig vor und nach den Mahlzeiten Hände waschen.
  • Macht sich ein Kind nass, z.B. beim Hände waschen, oder ist es vom Spielen im Garten nass und schmutzig wird es natürlich dem entsprechend umgezogen.
  • Jedes Kind hat sein eigenes Wickelkörbchen mit seinen eigenen von zu Hause vertrauten Pflegeprodukten.
  • Kurze Massagen oder Körperspiele gehören auch dazu.
  • Wir sehen das tägliche Zähneputzen als unabdingbares Ritual unseres Lebens.