Die Eingewöhnung

Anfangszeit ist Eingewöhnungszeit- diese Eingewöhnungszeit ist eine sehr sensible Phase. Sich täglich von Mama und Papa trennen zu müssen und in einer neuen, ganz anderen Umgebung zurechtzufinden, Vertrauen zu fremden Personen aufzubauen- das bedeutet für ein Krippenkind emotionalen Stress. Für viele Kinder ist es das erste Mal, dass sie länger von Mama und Papa getrennt sind.
Der Übergang des Kindes von der Familie in die Krippe ist vor allem mit Bindungs- und Trennungsprozessen verbunden, sowohl für die Kinder als auch für die Eltern.

Eine erfolgreiche Bewältigung dieses wichtigen Prozesses benötigt eine gute Vorbereitung, in die die Eltern und das pädagogische Personal der Einrichtung in vertrauensvoller Zusammenarbeit eingebunden sind. Eltern sollten sich bereits im Vorfeld mit der bevorstehenden Trennung emotional auseinanderzusetzen, denn auch eigene Trennungsängste und Erlebnisse können auf das Kind übertragen werden. Sie vermitteln dem Kind durch einen positiven Kontakt mit den ErzieherInnen das Gefühl von Sicherheit. Dieses benötigt es, um sich auf uns und die neue Umgebung einzulassen. Um die Eltern auf diese Situation vorzubereiten, wird in den Aufnahmegesprächen ausführlich über die Eingewöhnungszeit gesprochen. Außerdem geben wir ihnen einen Elternbrief an die Hand, der die Eingewöhnungsphase aus Sicht des Kindes beschreibt und für deren Erleben die Eltern sensibel gemacht werden sollen. Zudem erhalten die Eltern Anregungen, die für die Eingewöhnung des Kindes förderlich sein können. Eltern müssen sich beispielsweise damit auseinandersetzen, sich verabschieden zu müssen. Das Kind weint vielleicht, was jedoch ein normaler Prozess und nichts Negatives darstellt, solange sich das Kind zeitnah von uns beruhigen lässt und ins Spiel findet. Wir als Fachkräfte bereiten uns individuell auf jeden Neuling vor. Durch das Aufnahmegespräch können wir im Vorfeld schon Wichtiges klären erfahren, um gezielt handeln zu können. Wir sind jederzeit Ansprechpartner für die Eltern.

Um diesen ersten großen Übergang im Leben vom Elternhaus in die Kinderkrippe positiv bewältigen zu können, wollen wir die Kinder liebevoll begleiten und mit einer sanften und ruhigen Eingewöhnungszeit, die sich am „Berliner Eingewöhnungsmodell“ orientiert, unterstützen. Damit schaffen wir die Voraussetzungen, dass das Kind unsere Einrichtung gerne besucht und auch spätere Übergänge oder sensible Phasen bewältigt.
Aus diesen Gründen muss gerade bei den kleinen Kindern sehr behutsam und mit viel Einfühlungsvermögen gehandelt werden. Wichtig ist, dass sich Eltern für die Eingewöhnung ausreichend Zeit nehmen, damit sie selbst nicht unter Druck stehen und dieses negative Gefühl unbewusst dem Kind vermitteln. Das Kind entscheidet dann aktiv mit, wann es genügend Vertrauen zu den neuen Bezugspersonen entwickelt und genügend Sicherheit erworben hat, um sich über einen längeren Zeitraum von den Eltern zu lösen.
Dieser Ablöseprozess findet in kleinen Schritten statt.

In den ersten Tagen erkunden die Eltern mit ihrem Kind gemeinsam den neuen Lebensraum in der Kinderkrippe. Sie bleiben ca. 1 – 1.5 Stunden mit dem Kind bei uns, danach gehen sie wieder gemeinsam nach Hause. So erhalten Eltern einen Einblick in die Gruppe und unseren pädagogischen Alltag.
Für die Kinder ist es sehr wichtig, zusammen mit den Eltern den neuen Lebensraum erforschen zu können. Dabei entwickelt sich Vertrauen in die neue Umgebung und zu den neuen Bezugspersonen. In diesen Tagen sind vorrangig die Eltern Ansprechpartner für ihr Kind. So kann es in Ruhe und mit großer Sicherheit alle neuen Eindrücke aufnehmen und verarbeiten.

Unsere Rolle besteht in dieser Zeit darin, das Kind zu beobachten. Welche Vorlieben und Fähigkeiten zeigt es, wie verhält es sich mit den anderen Kindern und welche Unterstützung brauchen die Eltern von uns? Erst wenn auch die Eltern das notwendige Vertrauen in uns und unsere Arbeit gefunden haben und alle Unsicherheiten beseitigt worden sind, kann es dem Kind gelingen, eine positive Beziehung zu den verantwortlichen Bezugspersonen zu entwickeln.

In den folgenden Tagen, der so genannten Stabilisierungsphase, nehmen wir durch gezielte Spielangebote oder die Beteiligung am Eltern-Kind Spiel mehr und mehr Kontakt zu dem Kind auf. Wir unterstützen es in seiner Spieltätigkeit und in der Interaktion mit den anderen Kindern. Das Füttern und Wickeln übernimmt in dieser Zeit weiterhin das Elternteil und wird von der ErzieherIn zunächst nur begleitet bis sie es schließlich schrittweise übernimmt und sich das Elternteil mehr und mehr zurückzieht.

Nach ein paar Tagen oder zum Ende der ersten Woche findet dann der erste kurze Trennungsversuch statt. Dieser sollte zu Beginn nicht länger als 15 – 20 Minuten betragen.

Danach gehen die Eltern mit ihrem Kind wieder nach Hause. Täglich werden nun die Trennungszeiten etwas verlängert. In dieser Phase der Eingewöhnung sollten die Eltern immer in Bereitschaft und gut erreichbar sein.

Wie schnell sich die Trennungszeiten verlängern lassen, hängt in erster Linie von der Bereitschaft und der emotionalen Befindlichkeit des Kindes ab.
Begonnen wird mit einer Zeit von 15 Minuten. Der nächste Schritt wäre dann wieder eine viertel Stunde länger, also 30 Minuten. Weiter geht es mit einer Stunde, eineinhalb Stunden, dann zwei Stunden. Dies wird solange individuell gesteigert, bis das Kind am Mittagessen teilnehmen kann.
Nun sollte es ca. eine Woche Zeit bekommen, sich an diesen Tagesablauf und dessen Länge zu gewöhnen.

Haben sich bis dahin die Trennungszeiten schon entsprechend verlängert, kann das Kind daran gewöhnt werden, in der Kita einen Mittagsschlaf zu machen. Voraussetzung hierfür ist, dass es in der Krippe vertraut und gut „angekommen“ ist. Wir benachrichtigen die Eltern in der ersten Zeit telefonisch, wann ihr Kind eingeschlafen ist. Um auch die Schlafsituation behutsam zu stabilisieren ist es förderlich, wenn die Eltern beim Aufwachen anwesend sein können. Nach dem Schlafen gehen die Kinder nach Hause. Nach angemessener Zeit kann das Kind nach dem Schlafen noch in der Kita spielen und die Trennungszeiten werden zunehmend verlängert. Die Eingewöhnungsphase nimmt erfahrungsgemäß ca. vier bis sechs Wochen in Anspruch, variiert aber individuell stark. Die konkrete Dauer und Gestaltung muss aufgrund des gezeigten Bindungsverhaltens des Kindes mit den Eltern abgesprochen werden. Wichtig ist, dass die Eltern im Vorfeld ausreichend Zeit für diesen Prozess einplanen.